Warst du schon einmal in einem Restaurant, in dem es keine Karte gab, kein Menü? Und du stattdessen dem Servicepersonal oder der Küche frei heraus deine Wunschbestellung aufgeben und diese dann auch bekommen hast? Eine Art „Wünsch-dir-was-Restaurant“? Vielleicht erlebt man das in einem 5-Sterne-Plus Restaurant, wo auf einen Gast drei Personen aus Küche und Service kommen. Im internen BGM habe ich diesen „Betreuungsschlüssel“ jedoch noch nicht erlebt.

Der Grundgedanke: Ein Restaurant ohne Menü? Klingt in der Realität total unpraktisch, oder?

Was, wenn ein Gast etwas wünscht, das im Kühlhaus gar nicht vorrätig ist? Schnell zum nächsten Supermarkt flitzen? Oder Schweißausbrüche kriegen und sagen: Haben wir nicht. Das auch nicht. Äh, das auch nicht. Das? Da muss ich mal in der Küche fragen…

Kein wirkliches „BGM-Menü“ zu haben ist ziemlich unpraktisch. Anfragen von Teams oder Führungskräften à la „Könnt ihr unsere Veranstaltung mit einem Gesundheitsimpuls unterstützen?“ werden entweder globalgalaktisch-standardmäßig ad hoc zusammengeschustert oder abgelehnt, weil es die Zeit kurz- oder mittelfristig nicht hergibt.

„Wir würden gern was zu Thema Achtsamkeit machen, 30 Minuten?“; „Wir haben Teamtag und hätten gerne einen Impuls zum Thema Teamziele.“; „Die Angebote des betrieblichen Gesundheitsmanagement sind meinen Mitarbeitenden nicht gekannt, könnt ihr mal eine Stunde in unsere Teamberatung kommen?“; „Wir würden gern mal was machen zu – Pausengestaltung, hybrider Zusammenarbeit, Feedback, GfK, irgendwas mit Gesundheit …für 15, 30, 60, 172 Minuten oder einen ganzen Tag“.

Anfragen von Teams und Führungskräften an die BGM-Verantwortlichen sind großartig. Sie unterstreichen die Bedeutung des Themas Gesundheit am Arbeitsplatz und zeigen auch ein gewisses Vertrauen in die Kompetenz derer, die angefragt werden.

Gleichzeitig ist es nicht sinnvoll, für jede Anfrage extra in die „Produktion“ zu gehen. Hier ein Webinar, da ein Präsenzworkshop – ausschließlich reaktiv auf Anfragen einzugehen, ohne Orientierung und auch eine gewisse Eingrenzung kostet unglaublich viel Zeit und Ressourcen. Und bedeutet einen Aufwand, der nach außen oft nicht mal sichtbar ist.

 

BGM ist mehr als Gesundheitsförderung

Und, es gibt noch eine Sache, die nicht zu unterschätzen ist. Wenn es kein Menü gibt, wird auch nur das bestellt, was der Kundschaft assoziativ in den Sinn kommt. Da wird beim Italiener ohne Karte eben die Standard Pizza Funghi, Lasagne oder Spaghetti Bolognese angefragt. Selbst wenn Paolo und Nonna auch ein Steak vom heißen Stein oder großartige Zucchini-Nudeln mit Linsenbolognese in petto hätten – die Wahrscheinlichkeit, dass es spontan bestellt wird, ist wohl eher gering. Wenn sie es dann doch unter die Leute bringen möchten, weil es wirklich köstliche Sache sind, dann ist das mit mehr Kommunikationsaufwand, vielleicht sogar Überzeugungsarbeit verbunden. Und wenn dann die Hütte voll und von links und rechts die Frage kommt, ob man denn dieses und jenes haben könne, bleibt kaum so richtig Zeit dafür…

Übertragbar ist das auch aufs BGM. Vielleicht ist es dir beim Lesen aufgefallen, dass alle Beispielthemen im oberen Abschnitt eher Bezug zur Gesundheitsförderung hatten. Dabei ist betriebliches Gesundheitsmanagement mehr. Aber welche Führungskraft würde eine arbeitspsychologische Beratung zur Weiterentwicklung der Arbeitssituation im eigenen Team oder Bereich „bestellen“, wenn sie gar nicht weiß, dass es das gibt und was das eigentlich ist.

 

Der Blick ins Restaurant: Ein BGM-Menü entwickeln

Der Blick in ein Restaurant kann uns als BGM BANDE helfen, die Waage zwischen Individualisierung und Weiterentwicklung und auf der anderen Seite Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit zu erzielen.

Inspiration für euer BGM-Menü –
Ein Restaurant hat ein Menü, das:

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den Kundinnen einen Einblick geben kann, was gerade im Angebot ist.

Was beinhaltet euer BGM-Menü? Welche Angebote habt ihr? Welche Angebote machen „satt und glücklich“?

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Neugierde und Vorfreude weckt.

Wie könnt ihr eure Angebote gestalten und kommunizieren, damit diejenigen, für die es gedacht ist, neugierig und vorfreudig werden – quasi „Appetit“ bekommen?

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eine Orientierung ermöglicht, welche „Größe“ und „zeitliche Einordnung“ bestimmte Angebote haben (Vorspeise, Hauptgang, Beilagen, Nachtisch).

Welche Angebote haben in eurem BGM „Vorspeisencharakter“, was sind „Hauptgerichte“ usw.? Welche Angebote lassen sich gut kombinieren? Welche machen zeitlich nacheinander besonders Sinn?

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trotzdem gewissen Spielraum für Individualisierung lässt (lieber Pommes statt Bratkartoffeln? Gern mehr Gemüse anstelle des Fleischs?).

Welchen Spielraum gibt es, bestehende Angebote auch aufwandsarm anzupassen? Zum Beispiel eine Übung hinzuzunehmen oder wegzulassen?

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manchmal Bedürfnisse verschiedener Zielgruppe adressiert (z.B. Räuberteller für Kinder, Seniorenteller mit kleineren Portionen).

Welche Zielgruppen sollen eure BGM-Angebote ansprechen? Gibt es spezielle Angebote für verschiedene Altersgruppen oder Beschäftigte mit unterschiedlichen Bedürfnissen?

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zeitlich begrenzte Zusatzangebote, „Highlights“ darstellt (z.B. Spargel-Saison, Martinsgans).

Müssen alle BGM-Angebote immer ganzjährig zur Verfügung stehen oder ist es auch denkbar bestimmte Themen oder Formate punktuell, zeitlich begrenzt anzubieten?

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zuweilen durch weitere Zusatzkarten ergänzt wird (wie die Eiskarte oder der Flyer mit Cocktails).

Braucht es neben der „Standardkarte“ ggf. noch Ergänzungen? Vielleicht ein Einlegeblatt für Führungskräfte oder eine gesonderte Menü-Karte für die Geschäftsführung?

„War alles in Ordnung?“ – Feedback einholen im BGM

In Restaurants fragt das Servicepersonal oft, ob alles in Ordnung war. Dieses Feedback ist wertvoll, um die Zufriedenheit der Gäste sicherzustellen und kontinuierliche Verbesserungen vorzunehmen. Im BGM sollte regelmäßiges Feedback ebenfalls eine zentrale Rolle spielen – zum Beispiel durch Umfragen, Feedbackrunden oder kurze, informelle Gespräche (wie im Restaurant). Natürlich gibt’s auch manchmal Menschen, die sagen „alles gut“ und eigentlich nicht ganz zufrieden waren. Doch oft sind auch hilfreiche Gedanken dabei („War ganz schön viel.“ oder „Etwas zu viel Salz in der Suppe. Ist die Köchin verliebt?“.)

 

Fazit: Sichtbarkeit und Struktur schaffen

Ein gut strukturiertes BGM-Menü hilft dabei, die Gesundheitsangebote im Unternehmen sichtbar zu machen und gleichzeitig effizient und bedarfsorientiert zu arbeiten. Es bietet eine klare Orientierung und schafft Raum für kreative, und auch mal zeitlich begrenzte und individuelle Anpassungen. So bleibt das BGM flexibel und dynamisch, ohne dabei den Überblick zu verlieren.

5 Fragen zum Mitnehmen

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Angenommen du nimmst dir ein weißes Blatt Papier, um euer BGM-Menü zu skizzieren. Welches Angebot stünde als erstes drauf?

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Und nur mal gesponnen: Du würdest eine Führungskraft bitten euer BGM-Menü aufzuzählen. Was glaubst du, welches wichtige Angebot würde sie möglicherweise vergessen zu benennen?

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Welche Angebote könnte es auch als „Take away“ geben?

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Welche Menü-Angebote sind als „Franchise“ möglich? (Franchise = Vertriebssysteme, mit deren Hilfe Produkte, Dienstleistungen oder Know-how unter Beachtung von vorgegebenen Standards vermarktet werden, Stichwort Multiplikatoren-System 😉)

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Welcher Service gefällt dir in Restaurants besonders gut? Wie ließe sich das auf das Thema BGM übertragen?

 

Was denkst du zur Metapher? Lass es mich gern wissen. Ich freue mich immer über Rückmeldungen.